Gesichtserkennung im Selbstversuch

(13.3.2013)

Picasa im Selbstversuch

Zeig mir Dein Gesicht und ich sage Dir, wer Du bist.

Und wo Du wohnst. Und was Du beruflich tust. Und wie Dein Haustier heißt.
Wir haben die kostenfreie Software Picasa auf der Kopie einer Backup-Platte getestet: 1 Terabyte Daten, 250.000 Dateien, Bilder aus mehreren Jahren. Darunter Fotos von Kongressen und anderen großen Veranstaltungen mit hunderten Teilnehmern.
Zunächst haben wir die Software mit dem links stehenden, über 15 Jahre alten Bild von Alef Völkner als Startbild gefüttert.
Daraufhin hat Picasa eine Weile auf dem lokalen System gesucht und dann 486 Motive korrekt als “Alef Völkner” identifiziert. Zwei falsche Motive waren darunter – und darauf war eine Schwester von ihr zu sehen.
Unter den richtig erkannten Bildern waren unter anderem die, die Sie oben in der Überschrift sehen. Wohlgemerkt, die Daten waren nicht benannt – die Software hat nur nach dem Gesicht gesucht!

Porträts aus Gruppenaufnahmen
Besonders beeindruckend war, dass das System unter den 250.000 Bildern nicht nur klassische Porträts von Alef Völkner als solche erkannte, sondern das gesuchte Motiv auch aus Gruppenbildern “herausgefischt” hat.

 

 

 

Das linke Bild zum Beispiel war Teil des Gruppenbildes, das Sie daneben sehen. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, die wir Ihnen im Rahmen unserer Datenschutz-Schulungen gerne zeigen.

Und was bedeutet das jetzt?
Nun, die Software ist da und funktioniert. Wohlgemerkt ist es ein Tool, das nicht einmal kostenpflichtig ist!
Bisher funktioniert die Software nur auf dem lokalen System, d. h. die Möglichkeit, das weltweite Netz nach Bildern einer Person zu durchsuchen, gibt es (noch) nicht. Facebook beispielsweise hat diese Funktion nach Protesten von Datenschutzbeauftragen offiziell wieder zurückgezogen. Ob der Dienst aber intern von Facebook, Google oder Anbieter zur Gesichtserkennung genutzt wird, ist nicht bekannt.

Blick in die – nahe – Zukunft
Sobald der Dienst online freigeschaltet wird, könnte man einen beliebigen Passanten fotografieren und Google nach weiteren Bildern der Person suchen lassen.
Sobald an irgendeiner Stelle im Internet irgendein Bild dieser Person mit einem echten Profil verknüpft ist (zum Beispiel im XING-Account), ist der Rest ein Kinderspiel.
Es gibt immer Überschneidungen: Eine Person setzt an einer Stelle echte Kontaktdaten ein, an einer anderen Stelle nutzt sie zwar einen Nick-Name, aber ein echtes Foto oder dieselbe Mailadresse. Und so weiter. Wenn man also ein Bild der Person hat, kann man sich auch im übertragenen Sinne ein Bild machen.

Was ist zu tun?
Die immer wieder zu hörende Empfehlung, private Bilder möglichst unter einem Nick-Name oder Pseudonym zu veröffentlichen, ist unseres Erachtens damit hinfällig. In Kürze wird man ein Foto einer Person auch dieser Person zuordnen können. Und zwar auch dann, wenn diese Person nur Teil einer Gruppe ist oder im Vorübergehen fotografiert wurde.
Also: Überlegen Sie genau, ob Sie Bilder ins Internet stellen und denken Sie daran, dass das Internet nichts vergisst und Löschungen kaum möglich sind. Wenn Sie selber auf einem Foto abgebildet sind, können Sie sich an den Veröffentlicher wenden und verlangen, dass er das Bild offline nimmt.

Vielleicht möchten Sie einem Kollegen die Beispiele zeigen? Wir haben ein paar Motive und die Eckdaten in einem PDF zusammengefasst. Sie sind an weiteren Details interessiert? Vielleicht können wir einen kleinen Ausflug in die Möglichkeiten der Gesichtserkennung in die nächste Datenschutz-Schulung in Ihrem Unternehmen einbauen. Sprechen Sie uns an, falls Sie das Thema interessiert!