Der gläserne Googler

(29.3.2015)

Google interessiert sich nicht für Sie.

Aber Google will alles über Sie wissen.

Seit März 2012 gelten die neuen Datenschutzbestimmungen von Google. Der wesentliche Punkt dieser Bestimmungen ist, dass Google sich dazu berechtigt, die Informationen, die mit seinen zahlreichen Diensten über Nutzer gesammelt werden, zusammenzuführen. Damit ist ein wichtiger Schritt zum gläsernen Nutzer getan.

Was Google wissen will…
Google interessiert sich in der Tat nicht für Sie als Person: Es ist nicht wichtig, wer genau da vor dem Rechner sitzt. Aber es ist von höchstem Interesse, möglichst viel über die Aktivitäten und Vorlieben dieser Person zu wissen.
Wenn ich weiß, wofür sich eine Person interessiert, wie alt sie ist, welches Geschlecht sie hat, was sie zuletzt gekauft hat, wohin sie als nächstes in den Urlaub fahren will, was sie gerne isst und welche Filme sie sich auf YouTube ansieht – dann kann ich ihr maßgeschneidert die besten „Leckerbissen“ in Form von Werbung vor die Nase halten. Und angeblich kann sie dann fast nicht anders, als anzubeißen.

Was Google dafür tut…
Google bietet ausgezeichnete Dienste. Die Funktionalität ist in der Regel hervorragend und der Preis denkbar angenehm: Es kostet nichts.

Vielleicht nutzen Sie einige davon? Google Mail, Google Maps, Google+, Google Calendar und wie sie alle heißen.
Dem Tool Picasa, das eine verblüffend gute Gesichtserkennung auf Fotos bietet, haben wir einen eigenen Newsletter gewidmet.

Googles Datenschutzbestimmungen
Die neuen Datenschutzbestimmungen fassen die Bestimmungen der bisherigen mehr als 60 Nutzungsbestimmungen einzelner Dienste zusammen – insofern wird es natürlich zunächst einfacher und transparenter.
Es gilt jedoch weiterhin die Aussage: “Wir können die über Sie erhobenen personenbezogenen Daten … kombinieren, um das Angebot für unsere Nutzer zu verbessern, z. B. durch individuell auf Sie zugeschnittene Inhalte.” Mit anderen Worten: Der Inhalt ändert sich je nachdem, wer ihn nutzt oder danach sucht.

Was bedeutet das in der Praxis…?
Sicher ist es unter Umständen vorteilhaft, wenn die Werbung und die Inhalte zu meiner Situation passen: Wenn Sie zum Beispiel gerade einen Flug nach Venedig gebucht haben, sind Sie wahrscheinlich eher nicht an Hotel-Sonderangeboten für Barcelona interessiert.
Allerdings wäre es für Sie von Vorteil, dass Sie auf der Suche nach einer Versicherung keine gefilterten Angebote bekommen, nur weil Sie sich vielleicht kürzlich über eine gefährliche Krankheit informiert haben.

Ein Leben ohne Google?
Als Datenschutzbeauftragte habe ich natürlich den Praxistest gemacht: So gibt es eine Suchmaschine, die den Datenschutz wirklich ernst nimmt, startpage.com. Der Anbieter speichert weder Suchanfragen oder IP-Adressen, noch setzt er Tracking-Cookies ein.
Im Gegensatz zu anderen datenschutzfreundlichen Suchmaschinen wie DuckDuckGO greift startpage.com auf die Google-Ergebnisse zurück und liefert daher auch im Praxistest vernünftige Ergebnisse.

Was man dennoch tun kann, wenn man Google weiter nutzen möchte
Das Wichtigste ist: Bequemlichkeit und Sicherheit passen leider nicht zusammen!
Melden Sie sich ab, wenn Sie einen Dienst gerade nicht nutzen. Verwenden Sie möglichst verschiedene Mailadressen und Benutzernamen.
Und außerdem gilt auch das, was wir vorher schon geraten haben: Man sollte sich überlegen, welche Google-Dienste man wirklich benötigt. Es ist nicht erforderlich, einem einzigen Unternehmen sämtliche Termin- und Routenplanungen, Dokumente, Mails, Adressbücher, Fotoalben usw. auf dem Silbertablett zu präsentieren!
Übrigens: Wenn Sie nicht sicher sind, welche Benutzerkonten Google für Kalender & Co schon zu Ihrer Person im Zugriff hat: Informieren Sie sich im Google Dashboard.

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