Wer sich für Argumente gegen Amnesty International interessierte …

(17.5.2016)

… interessierte sich auch für

  • die Lehrer-Ausbildung in Florida,
  • eine bestimmte Grundschule in Orlando,
  • den Kaloriengehalt eines Smoothies von Dunkin Donut,
  • Scrabble Online-Spiele,
  • Nährstoffe in Caramel Popcorn,
  • das Bed & Breakfast im “Old Powder” in Saint Agustine (Florida/USA) und
  • das Word des Tages auf der Webseite wordsmith.org, die er oder sie am 15. Mai 2006 um ca. 14:13 Uhr besucht hat.

Woher wir das wissen?
Das kann jeder nachlesen, der einen Internetzugang hat!

Wir haben heute in einer Datenschutz-Schulung unter anderem darüber gesprochen, wie interessant und aussagekräftig das Suchverhalten von Menschen ist. Bei der Gelegenheit haben wir gemeinsam in eine Quelle geschaut, die es schon seit vielen Jahren gibt:

2006 hatte AOL die Suchanfragen von 650.000 Nutzern über 3 Monate gesammelt und pseudonymisiert. Pseudonymisiert heißt, dass jedem Nutzer eine ID zugewiesen wurde, aus der man (eigentlich) nicht auf den Nutzer schließen kann bzw. können sollte. Der Nutzer, der die oben zitierten Inhalte gesucht und gefunden hat, hat beispielsweise die ID 4060737.

Eigentlich sollte diese Datensammlung nur ohne Personenbezug wissenschaftlich ausgewertet werden, doch nach kurzer Zeit und etwas Fleißarbeit gab es bereits die ersten Schlussfolgerungen, wer hinter einzelnen Nutzer-IDs steckte. AOL hat die Daten seinerzeit schnell wieder von der Internetseite heruntergenommen, doch sie sind nach wie vor frei zugänglich.

AOL-UserSchauen Sie sich einfach einmal um unter www.not-secret.com. Dort suchen Sie einen beliebigen englischen Begriff und finden alle Suchanfragen, die zu diesem Begriff im entsprechenden Zeitraum bei AOL gestellt wurden.

Zu jeder Anfrage gehört eine User-ID: Wenn Sie auf diese ID klicken, bekommen Sie alle Suchanfragen dieses einen Nutzers aus dem fraglichen Zeitraum.

Wir wollten wissen, wie es um heikle Gesundheitsthemen steht  und haben heute versuchsweise “HIV positive” eingegeben. Zu unserer Überraschung fanden wir recht gleichmäßig verteilt Fragen zu Diagnosen, Medikamenten-Unverträglichkeiten und doch recht “expliziten” Dating-Angeboten.

Wenn man jetzt noch bedenkt, dass dieser Fundus zu “nur” 650.000 Nutzern von AOL aus dem Jahr 2006 gehört, als noch nicht fast jeder Deutsche das Internet bzw. Google in der Hosentasche dabei hatte? Und, dass Google jede Suchanfrage seit seinem Beginn speichert? Dann kann man schon etwas nachdenklich werden: Welches Bild würde man sich von Ihnen machen, wenn man alle Ihre Fragen an Google kennen würde? So wie Google?

Auf den Schreck vielleicht noch etwas zum Schmunzeln gefällig? Auch schon etwas älter, aber immer wieder interessant: “If Google was a guy?” (in englischer Sprache).